Donnerstag, 22. Juni 2023, Gehry Auditorium (Novartis Campus), Basel

Zukunft der Schweizer Neutralität in einer polarisierten Welt

Private Banking Day 2023

Am siebten Private Banking Day, zu dem die VSPB und die VAV heute nach Basel geladen haben, stand die Schweizer Neutralität in einer polarisierten Welt im Mittelpunkt. Namhafte Exponenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft debattierten über die Zukunft der Neutralität als wichtige Säule der Aussen- und Sicherheitspolitik. Insbesondere wurde diskutiert, wie sich unser Land in einer militärisch und wirtschaftlich zunehmend gespaltenen Welt positionieren soll und ob der globale Freihandel künftig Bestand haben wird.

Philipp Rickenbacher, Präsident der VAV und CEO von Julius Bär, kam in seiner Ansprache aus aktuellem Anlass auf die Auswirkungen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zu sprechen. Er begrüsste, dass die Schweiz mit der gefundenen Lösung «für Stabilität gesorgt und die Entstehung einer internationalen Finanzkrise aus eigener Kraft verhindert hat.» Gleichzeitig setzte er sich für eine offene Aufarbeitung der Ereignisse ein und betonte, dass sich allfällige Neuregulierungen auf systemrelevante Banken konzentrieren müssen. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Sanktionen gegen Russland betonte er, dass «die Schweizer Banken diese strikt und vorbildlich umsetzen». Hingegen sieht er grosse Herausforderungen in der Bewältigung der Unterschiede und Widersprüchlichkeiten der Sanktionsregime des Westens. «Die Schweiz soll sich daher selbstbewusst dafür einsetzen, dass Sanktionen zumindest unter Gleichgesinnten international besser koordiniert und auf rechtstaatlichen Prinzipien weiterentwickelt werden», forderte er.

In einer Keynote erläuterte Sigmar Gabriel, früherer Vizekanzler und Aussenminister Deutschlands, seine Einschätzung zu den aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Er kam zum Schluss, dass «der Ukraine-Krieg den Westen geeint, aber die Welt gespalten hat». Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das globale Finanzsystem mittels Sanktionen zunehmend als Mittel zur Durchsetzung von aussenpolitischen Interessen genutzt wird, was zu einer Gefährdung des weltweiten Freihandels führen könne.

In einem hochkarätig besetzten Panel diskutierten Simon Evenett, Professor für internationalen Handel und Wirtschaftliche Beziehungen an der Universität St. Gallen, Jean-Marc Rickli, Leiter Globale und Aufkommende Risiken am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik, Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung von economiesuisse, Elisabeth Schneider-Schneiter, Präsidentin Handelskammer beider Basel und Nationalrätin die Mitte, sowie Hans-Ueli Vogt, Mitglied im Initiativkomitee der Neutralitätsinitiative und ehemaliger Nationalrat SVP, über die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort und die Neutralitätspolitik. Der Austausch zeigte deutlich, dass die heutige geopolitische Situation die Schweiz vor grosse wirtschafts-, sicherheits- wie auch neutralitätspolitische Herausforderungen stellt.

Zu den Folgen der globalen Entwicklungen für den Finanzplatz Schweiz und dessen Wettbewerbsfähigkeit äusserte sich Bundesrätin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter in ihrem Referat: «Um die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes auch in Zukunft zu erhalten, muss der Bankensektor drei zentrale Aufgaben erfüllen: die Antizipation internationaler Trends, die Sicherung der finanziellen Stabilität und die Integration digitaler Innovationen in den Finanzsektor.»

In seinem Schlusswort wies Grégoire Bordier, Präsident der VSPB und unbeschränkt haftender Gesellschafter bei Bordier & Cie SCmA, darauf hin, dass sich die Neutralität der Schweiz im Bereich zwischen Politik und Wirtschaft bewegt. Er beleuchtete diese beiden Aspekte individuell und kam dann auf ihr Bindeglied zu sprechen: die Wirtschaftssanktionen. «Die Schweiz sollte eine eigenständige Sanktionsstrategie entwickeln und vom ersten Tag an in die internationale Koordination eingebunden werden. Zu diesem Zweck müssen die Organisation und die Ressourcen des SECO gestärkt werden. Es ist sogar denkbar, eine schweizerische Instanz ähnlich der amerikanischen OFAC zu schaffen.»

Referenten

Karin Keller-Sutter

Bundesrätin
Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements

Sigmar Gabriel

Früherer Vizekanzler und Aussenminister a.D. Deutschlands

Elisabeth Schneider-Schneiter

Präsidentin Handelskammer beider Basel, Nationalrätin Die Mitte

Simon Evenett

Professor für internationalen Handel und wirtschaftliche Beziehungen, Universität St. Gallen

Monika Rühl

Vorsitzende der Gechäftsleitung,
economieuisse

Jean-Marc Rickli

Leiter,
Globale und Aufkommende Risiken,
Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik

Carolin Roth

Wirtschaftsjournalistin

Hans-Ueli Vogt

Mitglied im Initiativkomitee der Neutralitätsinitiative, ehemaliger Nationalrat SVP

Grégoire Bordier

Präsident VSPB
Unbeschränkt haftender Gesellschafter Bordier & Cie

Philipp Rickenbacher

Präsident VAV
CEO Julius Bär

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